Was bin ich froh!

Es ist doch immer wieder beruhigend zu wissen, dass die hohe Politik mit geballter Intelligenz über mein Wohlergehen wacht. Nur so ist es zu erklären, dass die EU-Bürokratie so herrliche Blüten treiben kann.

„Seilbahnen sind Anlagen für den Personenverkehr aus mehreren Bauteilen, die geplant, gebaut, montiert und in Betrieb genommen werden, um Personen zu befördern.“ Und damit das auch jeder weiß, ist jedes EU-Mitglied verpflichtet, in allen Ländern ein entsprechendes Landes-Seilbahn-Gesetz („LSeilbG“) zu erlassen. Das ist jetzt endlich auch in Mecklenburg-Vorpommern passiert, einem Land, dessen höchster Berg unfassbare 179 Meter hoch ist und in dem eine Seilbahn weder existiert noch in den nächsten 5000 Jahren geplant ist. Der einzige Grund, warum der Landtag in Schwerin den geforderten Gesetzesentwurf jetzt abgenickt hat, ist die EU-Richtlinie 2000/9/EG, die bei Nichtbeachtung ein Zwangsgeld in Höhe von 791.000 Euro vorsieht – aber nicht etwa einmalig, sondern pro TAG und zwar so lange, bis das Gesetz verabschiedet ist.

Vielen Dank an die EU-Kommission in Brüssel! So wissen jetzt endlich auch die Einwohner des flachen Landes an der Ostsee, was sie beim Bau einer Seilbahn beachten müssen – auch wenn eine solche Einrichtung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit niemals gebaut werden wird. Aber es ist gut, dass wir mal drüber geredet haben…

Es sind doch immer wieder die selben „Kleinigkeiten“…

Sobald jemand einen gewissen Status erreicht hat, steht er naturgemäß unter Beobachtung der Öffentlichkeit. Das führt dann auch dazu, dass „Selbstverständlichkeiten“ bekannt werden und das Ganze ein „Gschmäckle“ bekommt. Dass jemand sich zu einem Hotelaufenthalt einladen lässt und die Kosten komplett auf den Gastgeber laufen, ist an und für sich nichts Besonderes. Wenn der Eingeladene allerdings der höchstbezahlte Bundesbeamte mit rund 350.000 Euro Jahreseinkommen ist und kraft seines Amtes gar keine Geschenke annehmen darf – dann ist das ein Politikum. Und wenn die Hotelrechnung für vier Tage (wie in diesem Fall) über 7.600 Euro (!) beträgt, weil es sich um das teuerste Luxushotel in Berlin handelt, und der Eingeladene dann auch noch sagt, er hätte keine Ahnung, was so eine Übernachtung kostet – spätestens dann wird es nur noch peinlich. Da fallen die sonstigen Kleinigkeiten (zum Beispiel dass der Herr auch nicht wusste, dass er diesen geldwerten Vorteil in seiner Steuererklärung angeben muss) gar nicht mehr ins Gewicht. Herr Welteke: setzen, sechs.

Auch die beliebte Bundesagentur für Arbeit steht mal wieder eher schlecht da. Ihr neuer Chef Frank-Jürgen Weise soll in seiner ehemaligen Firma Schwarzarbeiter eingesetzt haben, um Kosten zu sparen. Jetzt ist er natürlich (kraft seines Amtes) erbitterter Gegner und Bekämpfer der Schwarzarbeit – ein K.O.-Kriterium bei seinem Posten. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie sich die Perspektive verändert, wenn der Standort wechselt…

Überhaupt die BA: Ihr missglückter Internetauftritt (www.arbeitsagentur.de) wurde auf der diesjährigen Cebit als „Bremse des Jahres“ ausgezeichnet. Die Begründung für die Auszeichnung liest sich wie ein Schelmenroman: „ein peinliches und überteuertes Werk, das dem Image des IT-Standorts Deutschland einen schweren Schlag versetzt hat“, „Die Site ist dilettantisch gestaltet, sie generiert zum Teil unsinnige Ergebnisse – und sie ist ein Paradebeispiel für behördliche Misswirtschaft: Die in einer Risikoanalyse ermittelten Gesamtkosten von bis zu 165 Millionen Euro sprengen jeden Rahmen.“ Besonders schön ist auch diese Formulierung: „Die Bundesanstalt nennt ihre Website ‚virtueller Arbeitsmarkt‘. Das trifft den Nagel auf den Kopf: Der deutsche Arbeitsmarkt ist tatsächlich virtuell. An Stellenbörsen herrscht kein Mangel, was fehlt, sind Arbeitsplätze.“ (Die komplette Pressemitteilung als Word-Datei findet sich hier) Dem ist nichts hinzuzufügen…

Über Sinn und Unsinn der Ausbildungsplatzabgabe…

Der linke Flügel in der SPD und bei den BündnisGrünen votiert vehement für eine Ausbildungsplatzabgabe, und diese Abgabe wird auch von den Gewerkschaften gefordert und unterstützt. Markige Worte! Aber wie sieht die Realität aus?

Die „Dienstleistungsgewerkschaft“ Ver.di beschäftigt derzeit 12 Auszubildende bei rund 4100 Beschäftigten. Da ist es ein weiter Weg, um die geplanten Mindestanforderungen zu erfüllen (d.h. eine Azubi-Quote von 7 Prozent der angebotenen Stellen – bei Ver.di derzeit rund 0,29%). Wenn die geplante Abgabe konkret wird, kostet das Ver.di die Kleinigkeit von mindestens 635.000 Euro – je nachdem, wie das Gesetz endgültig verabschiedet wird, können daraus aber auch 1,9 Millionen Euro werden (pro Jahr natürlich).

Aber auch die anderen Gewerkschaften bekleckern sich nicht gerade mit Ruhm, was die Zahl ihrer Auszubildenden betrifft: Die IG Metall kommt auf etwa 2,1% (das entspricht dann rund 312.000 Euro), der DGB erreicht bundesweit immerhin rund 2,4%, was immer noch ein beträchtliches Sümmchen ergibt (rund 259.000 Euro).

Alle drei Gewerkschaften sind sich dessen bewusst und fordern trotzdem die Ausbildungsplatzabgabe. Sie nehmen nach Sprecher-Angaben „gerne in Kauf, die Abgaben zu zahlen“. Na prima! Dadurch wird zwar kein einziger neuer Ausbildungsplatz geschaffen, aber die liebe Seele hat ihre Ruh. Wo liegt denn dann der Sinn dieser Abgabe? Ein Freikaufen von der Pflicht zur Ausbildung, so wie es mit behindertengerechten Arbeitsplätzen schon seit Jahren Usus ist? Wahrscheinlich bin ich nur etwas zu begriffsstutzig, aber ich persönlich sehe den Sinn einer solchen Abgabe lediglich als verkappte Zusatzsteuer zum Stopfen von Finanzlöchern…

Wir wollen nur Ihr Bestes – Ihr GELD!

In einer Pflichtmeldung an die US-Börsenaufsicht hat die Deutsche Bank mitgeteilt, dass die Bezüge des Deutsche-Bank-Chefs Klaus Ackermann von 6,9 Millionen Euro (2002) auf rund 11 Millionen Euro (2003) gestiegen sind – also um schlappe 60 Prozent. Ackermann? Ist das nicht der, der gerade im Mannesmann-Prozess wegen des Verdachts der schweren Untreue oder Beihilfe dazu auf der Anklagebank sitzt? Und die Deutsche Bank – ist das nicht die Bank, die in den Jahren 2002/2003 ihre Mitarbeiterzahl von rund 85.000 (1.Quartal 2002) auf rund 67.600 (4.Quartal 2003) reduziert hat? Klar, das sind keine 60 Prozent, aber dank dieser Maßnahme war ja genügend Geld für Herrn Ackermann da.

Ach ja – und dann war da noch das peinliche Geständnis von Coca-Cola, dass ihr in England mit hohem Aufwand beworbenes Mineralwasser „Dasani“, (Verkaufspreis pro 0,5 Liter: 95 Pence, das sind etwa 1,43 Euro), in Wirklichkeit aus einem Wasserhahn in Sidcup (einer Kleinstadt im Südosten Londons) kommt. Auch das ist eine nette Gewinnspanne, denn der halbe Liter Leitungswasser kostet in Sidcup nur 0,03 Pence – das ergibt einen Rohgewinnaufschlag von 3166 Prozent, also abzüglich Flasche/Etikett/Vertrieb/Marketing usw. immer noch mindestens 2500 Prozent pro Flasche. Ein hübscher Verdienst! Apropos Coca-Cola und Mineralwasser: Auch Bonaqa kommt zu 99,9 Prozent aus den örtlichen Wasserwerken der Abfüllbetriebe. Nur durch Beimischung zusätzlicher Substanzen für die restlichen 0,1 Prozent (z.B. Kohlensäure) unterscheidet Bonaqa sich von deutschem Leitungswasser.

Die Tücken der Technik…

Nicht nur TollCollect hat Probleme mit der Technik. Auch mein Provider hatte diverse Schwierigkeiten mit den Zugangstools zu seinen Servern – nach dem Umstieg auf ein anderes System funktioniert es jetzt hoffentlich wieder. Schaun mer mal!

Das sollte man bei uns auch einführen…

Bekanntlich kann man die Leute bei Fehltritten nur dort treffen, wo es auch wirklich wehtut: am eigenen Geldbeutel. In dieser Hinsicht: Hut ab vor den Finnen. Sie machen uns nicht nur bei der PISA-Studie etwas vor, sondern haben eine ebenso simple wie wirkungsvolle Technik bei Verkehrsvergehen: Die Strafen für Verkehrssünder werden konsequent nach der Höhe des Einkommens berechnet.

Das hat jetzt den künftigen Erben eines finnischen Wurstimperiums viel Geld gekostet. Weil der 27-jährige Jussi Salonoja in Helsinki mit 80 km/h anstatt der erlaubten 40 km/h geblitzt wurde, wurde er zu einer Geldstrafe in Höhe von 170.000 Euro (!) verdonnert. Ob die Portokasse dafür reicht? Immerhin betrug sein Einkommen im letzten Jahr rund 7 Millionen Euro…

Da geht man doch gleich nochmal zum Arzt!

Über Sinn und Unsinn der neu eingeführten Praxisgebühren lässt sich bekanntlich trefflich streiten. Interessant finde ich, mit welchen Mitteln jetzt plötzlich versucht wird, diese Gebühren ad absurdum zu führen. Das (bisher ?) schönste Projekt in dieser Richtung hat René Krischer gestartet, der Chef der Bagbander „Ostfriesen-Bräu“. Bei den teilnehmenden Ärzten aus Wiesmoor, Bagband und Umgebung erhält jeder Patient, der brav seine Praxisgebühr bezahlt hat, einen Gutschein für ein Glas frischgezapftes Ostfriesenbräu-Landbier. Das verringert die Praxisgebühr rein rechnerisch auf 8,20 Euro, da so ein Bier normalerweise 1,80 Euro kostet – diesen Betrag übernimmt Ostfriesenbräu.

Es bleibt nur abzuwarten, wielange dieses Spiel getrieben werden kann, bevor die Ärztekammer zuschlägt und die Aktion untersagt. Eigentlich schade, denn die Idee ist durchaus pfiffig, und eine bessere Werbung hätte Ostfriesenbräu wahrscheinlich nicht machen können. Ein Prost auf die Gesundheit!

Eine „lebende Ikone“ wechselt ihren Job

Was haben wir diesem Mann alles zu verdanken – graue Haare, klauenartige Verkrampfungen dreier Finger, Wutausbrüche, aber auch erleichtertes Aufseufzen wenn die Gefahr vorüber ist: David J. Bradley ist in den Ruhestand gegangen und verdient sich zukünftig als ordentlicher Professor an der North Carolina State University seine Brötchen, nachdem er vorher über 25 Jahre lang bei IBM gearbeitet hatte.

David J.Bradley? Müsste man den kennen? Die Antwort lautet: JA! Mister Bradley ist der Mann, der 1980 die berühmteste Tastenkombination der Computergeschichte erfand, sozusagen der Vater des Affengriffs (Ctrl-Alt-Del, heute meist Strg-Alt-Entf). Was hätte Bill Gates ohne diesen Mann gemacht? Windows wäre wahrscheinlich nur noch durch den Ausschaltknopf oder den Seitenschneider zu stoppen, wenn es sich mal wieder aufgehängt hat. Neuanmeldungen unter WinNT wären wahrscheinlich gar nicht möglich, auch der Taskmanager bliebe im Nirwana verborgen. So hat ein einziger erfinderischer Zeitgenosse das Wohlergehen eines Konzernmolochs auf Jahrzehnte hinaus gesichert – und das, obwohl er gar nicht bei und für Microsoft arbeitet. Dafür ist das Entwicklerteam um Mister Bradley verantwortlich für die PC-Architektur, die seither in 97 Prozent aller Desktop-Computer eingesetzt wird. Bekannt geworden ist er aber tatsächlich durch seine berühmte „Notfalltastenkombination“ – und so wurde er ungewollt zu einem der wichtigsten Programmierer der Computergeschichte. Hut ab, Mister Bradley, und alles Gute für die Zukunft!

Noch mehr Money Money Money

George W. Bush hat das Buch von Eschbach anscheinend nicht gelesen, aber dafür falsch verstanden: „Wir werden weise sein, wenn es darum geht, das Geld des Volkes auszugeben. Und wir haben einen Haushalt eingebracht, der genau das sagt.“ Das waren die Worte des amerikanischen Präsidenten bei der Vorstellung des Haushaltsentwurfes für das Jahr 2005, der ein Defizit von 521 Milliarden Dollar vorsieht. (521.000.000.000 Dollar DEFIZIT! Der gesamte Haushalt der Bundesrepublik Deutschland für 2004 hat ein Volumen von 251 Milliarden Euro…) Und dabei ist Herr Bush doch so sparsam: Viele Ausgaben werden drastisch gekürzt (z.B. Ausgaben für den Umweltschutz oder für soziale Zwecke)! Leider werden dafür die Gelder für Rüstung, Verteidigung und Innere Sicherheit massiv erhöht. In dem Haushaltsentwurf gar nicht berücksichtigt sind solche „Kleinigkeiten“ wie die Beseitigung der Kriegsfolgen im Irak und in Afghanistan, die kommen selbstverständlich noch extra hinzu. Vielleicht sollte man Herrn Bush doch mal ein Exemplar von „Eine Billion Dollar“ als Nachtlektüre zuschicken?!?

Zum Glück gibt es auch noch gute Nachrichten: Heiner Brand ist seinen Schnäuzer los, weil die deutsche Handball-Nationalmannschaft in Ljubljana Europameister geworden ist. Eine klasse Leistung!

Money Money Money

In den letzten Tagen habe ich ein geniales Buch gelesen: „Eine Billion Dollar“ von Andreas Eschbach (Lübbe Verlag, ISBN 3404150406, als Taschenbuch 9,90 Euro z.B. bei amazon.de). Ich kann es nur jedem empfehlen, der sich vielleicht einmal gewünscht hat, plötzlich reich zu sein. Man merkt diesem Buch an, dass Eschbach fünf Jahre lang recherchiert hat, bis es fertig war! Soviel fundiertes Wissen über die Hintergründe der Wirtschaftspolitik, Umweltpolitik, volks- und betriebswirtschaftliche Zusammenhänge – und trotzdem in einen spannenden Roman verpackt, der sich leicht und flüssig lesen lässt.

Dem Buch liegt ein ebenso simpler wie berückender Einfall zugrunde. Was wäre, wenn jemand im Mittelalter einen Geldbetrag auf der Bank angelegt hätte und dieses Geld fünfhundert Jahre lang Zinsen und Zinseszinsen angesammelt hätte? Richtig – der Betrag wächst in schwindelerregende Höhen. Und was wäre, wenn ein mittelloser Pizzafahrer aus New York schlagartig die komplette Summe erbt, garniert mit einer Prophezeiung, dass er mit Hilfe dieses Geldes der Menschheit ihre Zukunft wiedergeben soll? Wie gesagt – ein geniales Buch!