Helden der Arbeit

So lange hat wohl noch nie eine Schicht gedauert: 69 Tage lang, bei einer Umgebungstemperatur von 36 Grad, im Dunkeln, mit hoher Luftfeuchtigkeit.

Eigentlich ist es unglaublich, dass alle 33 verschütteten Bergleute in Chile diese Odyssee (zumindest physisch) quasi unbeschadet überlebt haben. Ich habe größten Respekt vor der Selbstdisziplin und dem unbedingten Überlebenswillen, den diese Männer an den Tag gelegt haben. Und damit meine ich nicht nur die Zeit, als sie schon von oben mit Nahrungsmitteln, Medikamenten und anderen lebensnotwendigen Dingen versorgt wurden und „nur“ noch auf den Erfolg der Rettungsbemühungen warten mussten.

Noch viel mehr Hochachtung habe ich für die enorme Leistung, die diese Männer in der Zeit vom 5.August bis zum 23.August vollbracht haben. Ohne zu wissen, ob und wann eine Rettung erfolgen könnte, haben sie 18 Tage lang mit Vorräten überlebt, die eigentlich für eine Reichweite von 48 Stunden vorgesehen waren. Alle 48 Stunden zwei Löffel Thunfisch und ein halbes Glas Milch pro Person, ansonsten nur das Wasser, das von den Höhlenwänden lief – und das alles bei den oben genannten Umgebungsbedingungen.

Das sind für mich wirkliche Helden des Alltags. Natürlich gilt mein Respekt auch allen, die zum Erfolg der Rettung beigetragen haben. Auch diese Personen haben Außergewöhnliches geleistet – ich erinnere nur an die ersten Schätzungen, dass die Eingeschlossenen wohl erst zu Weihnachten wieder das Tageslicht erblicken könnten!

Gleichzeitig darf man aber nicht vergessen, dass viele andere Kumpel in anderen Bergwerken (vor allem in China) nicht so viel Glück haben und hatten. Jedes Jahr sterben viele Menschen bei Grubenunglücken, weil die Grubenbetreiber anstelle der Sicherheit die Gewinnmaximierung in den Vordergrund stellen. Das war auch in der Mine San José der Fall. Und wer jetzt am Ende die Zeche bezahlt, ist noch lange nicht geklärt…